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Der Reiz des Fremden. 'Fremdweihungen' in frühgriechischen Heiligtümern (8.–6. Jh. v. Chr.) und ihre Interpretation

11.11.2025

BerGSAS-Workshop

Sogenannte 'Fremdweihungen', gemeint sind Objekte nicht-griechischen Ursprungs, sind unter den Weihgaben im archäologischen Befund vieler griechischer Heiligtümer vor allem ab dem späteren 8. bis frühen 6. Jh. v. Chr. in hohen Quantitäten vertreten. Sie wurden in der Forschungsdiskussion seit jeher kontrovers bewertet. So werden sie als 'Importe' in den Kontext transmediterraner Handelsnetzwerke gestellt, in denen neben Griechen (z. B. Euböern, Ostgriechen, Korinthern) auch Kyprer und 'Phöniker' als Akteure in Erscheinung treten. Besonders hochqualitative, in den Bereich 'elitärer'/herrscherlicher Repräsentation gerückte Objekte, werden im Kontext diplomatischer Kontakte in der Tradition eines inter-elitären, 'homerischen' Gabentausches interpretiert. Neben Handel (und Piraterie) wird insbesondere das 'frühgriechische Söldnertum' in Westasien und Ägypten als wichtiger Faktor genannt, mit dem langwährende, direkt-verbale Kontakte von Griechen mit den Bewohner*innen der jeweiligen Kulturregionen ('dichte Kontaktzonen') einhergegangen seien. Teile der jüngeren Forschung tendieren dazu, das Phänomen archäo-ethnologisch im Rahmen eines intensivierten Wettbewerbes innerhalb komplexer werdender 'Big Man-Gesellschaften' zu sehen, der mit dem Ziel, die eigene Position zu stärken, Züge einer 'negativen Reziprozität' angenommen hätte. Die Weihung ungemein wertvoller und von weither stammenden Objekten in Heiligtümern, die als sakral sanktionierte Begegnungs- und Kommunikationszentren der mit ihnen verbundenen sozio-politischen Einheiten aufgefasst werden, hätte zusammen mit der Ausrichtung von gemeinsamen Banketten/'Empowerment Feasts' die ökonomische Macht des jeweiligen 'Big Man' ostentativ zur Schau gestellt. Die ursprüngliche Bedeutung der als 'sinnentleerte' Exotika aufgefassten Gegenstände wäre den lokalen Stifter*innen entweder nicht bekannt oder für die Weihung nicht ausschlaggebend gewesen. Schließlich gibt es auch Forschungstendenzen, welche die ursprüngliche Bedeutung der Objekte in den jeweiligen Herkunftsregionen und deren etwaige Auswahl nach inhaltlichen Kriterien, z. B. in Bezug auf lokale Bedürfnisse im Kultgeschehen, stärker in den Fokus nehmen (Hintergründe und Funktion der Weihungen in ägäischen Gemeinschaften, Verständnis für ihre ursprüngliche Funktion und daran geknüpfte Adaptions- und Transferprozesse).

Der Workshop versucht die verschiedenen und innerhalb der Forschungsdiskussion häufig separat in Form absoluter Meinungen formulierten Theoreme zusammenzubringen und anhand von archäologischen Fallbeispielen gemeinschaftlich zu beleuchten. Dabei soll auch die Frage nach den konkreten 'Kontaktsituationen' und den sozio-kulturellen Hintergründen gestellt werden, die entsprechende 'Kulturkontakte' erst möglich gemacht haben.

Als Vorbereitung auf den Workshop und zum Sicherstellen einer möglichst einheitlichen Diskussionsgrundlage werden den Teilnehmer*innen im Vorhinein vier Paper als Lektüre zur Verfügung gestellt. Der Workshop beginnt mit einer Einführung durch Jan-Marc Henke, DAI Athen und einer Response durch den Organisator Jan Wagenführ. Die nachfolgende Diskussion nimmt den Hauptteil des Workshops ein, und das Ziel ist ein gemeinsam formuliertes Fazit zum Schluss. Der Workshop wird hauptsächlich in Deutscher Sprache durchgeführt. Ausdrücklich werden auch nicht-deutsche Muttersprachler*innen zur Teilnahme ermutigt, für die Inhalte bei Bedarf ins Englische übersetzt werden. Die Diskussion findet in Deutscher und Englischer Sprache statt.

Anmeldung

Die Anzahl der Teilnehmer ist beschränkt. Teilnahme ist nur nach vorheriger Anmeldung bis zum 10.10.2025 an: jan.wagenführ@berliner-antike-kolleg.org möglich.

Genauere Informationen werden Sie nach Anmeldung erhalten.

Zeit & Ort

11.11.2025

Berlin Graduate School of Ancient Studies
Arnimallee 11
14195 Berlin