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"Identität" – Probleme eines Konzepts und seine Entstehungsgeschichte

24.10.2017 - 13.02.2018

Öffentliche Vorlesungsreihe im Wintersemester an der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster Topoi.

Das Konzept „Identität“, seine Probleme und seine Entstehungsgeschichte sind Thema einer öffentlichen Universitätsvorlesung im Wintersemester 2017/2018 an der Freien Universität. Die Reihe ist Teil des Offenen Hörsaals der Freien Universität. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland erörtern in wöchentlich stattfindenden Vorträgen zwischen Oktober und Februar verschiedene Mechanismen zur Definition des „Eigenen“ und des „Fremden“. Sie gehen dabei ein auf historische Grundlagen und deren Übersetzung in heutige Identitätsdiskussionen. Stets kritisch betrachtet werden soll dabei, ob tatsächlich auch in vergangenen Zeiten „Identität“ gesellschaftlich wirkmächtig war. Die Vorträge finden in englischer oder deutscher Sprache statt, sie sind öffentlich, der Eintritt ist frei.

„Das Konzept der ‚Identität‘ ist seit den 1990er Jahren aus Wissenschaft und Politik heraus in den Alltag eingedrungen, meist als Codewort für Ausschlussmechanismen“, erklärt Professor Dr. Reinhard Bernbeck vom Institut für Vorderasiatische Archäologie der Freien Universität. Durch Identitätskonzepte verknüpft würden Themenfelder wie Multikulturalität, Leitkultur, Geschlechterverhältnisse, Rassismus und Kolonialismus, Diversität und Diskriminierungen, Gruppenbildungen und (trans-)nationale Bewegungen. Der aufkommende Populismus der jüngeren Vergangenheit holt längst in Frage gestellte Stereotypen zurück an die Oberfläche und ideologisiere diese, indem ihr Konstruktionscharakter ausgeblendet werde. „Identität wird damit wieder zu einer scheinbar fest umgrenzten Eigenschaft von Individuen und Gruppen, mittels derer ‚Identitäre Bewegungen‘ und religiösfundamentalistische Kämpfer von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ bis zu Evangelikalen ihre Exklusionspolitik betreiben“, erklärt der Altertumswissenschaftler Stefan Schreiber von der Freien Universität. Solche Positionen ließen sich nur vor dem Hintergrund historischer Bezüge fundiert beurteilen und hinterfragen; dafür solle die Vortragsreihe „Identität“ eine breite geschichtliche Perspektive eröffnen.

Die Reihe wurde von Stefan Schreiber, Prof. Dr. Reinhard Bernbeck und Dr. Philipp von Rummel vom Exzellenzclusters „Topoi. The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations“ und dem Berliner Antike-Kolleg konzipiert und organisiert.

Programm

24. Oktober 2017
Personale und kollektive Identität. Über den Umgang mit einem schwierigen Begriff
Prof. Dr. Jürgen Straub, Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie an der Ruhr-Universität Bochum

7. November 2017
Similarity, Proximity, Distance: Thoughts on the Geography of Identity
Prof. Dr. Arjun Appadurai, Institute for Public Knowledge an der New York University

14. November 2017
Contested Spaces, contested Identities – Vom Kleingarten in Kiel über Nevada nach Mauritius
Prof. Dr. Ulrich Müller, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

21. November 2017
Erzählte Gemeinschaften. Völker, Rassen und Nationen als Handlungsträger der europäischen Historiographie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
Dr. Felix Wiedemann, Institut für Altorientalistik der Freien Universität Berlin

28. November 2017
Geschlechteridentitäten und die Politik mit dem Geschlecht
Prof. Dr. Gülay Çağlar, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin

5. Dezember 2017
Warum Archäologie eine hinterlistige Ausgrenzungswissenschaft ist
Prof. Dr. Reinhard Bernbeck, Institut für Vorderasiatische Archäologie der Freien Universität Berlin

12. Dezember 2017
Gotische Adler? Zum Problem der ethnischen Interpretation in der frühgeschichtlichen Archäologie
Dr. Philipp von Rummel, Generalsekretär des Deutschen Archäologischen Instituts

19. Dezember 2017
Archäologie und die Suche nach Identitäten
Dr. Kerstin P. Hofmann, Vize-Direktorin, Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Frankfurt am Main

9. Januar 2018
Alles so schön vertraut hier. Die Urgeschichte als Hort gesicherter Identitäten
Prof. Dr. Brigitte Röder, Departement Altertumswissenschaften der Universität Basel

16. Januar 2018
Ethnische Identitäten als Problem der europäischen Geschichte
Dr. Roland Steinacher, Kolleg-Forschergruppe Migration und Mobilität der Universität Tübingen

23. Januar 2018
„Genetic History“: DNA als Vergangenheitsquelle und das Problem der Identität
Dr. Jörg Feuchter, Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin

30. Januar 2018
Wie Menschen gemacht werden. Über Subjekte im alten Mesopotamien
Prof. Dr. Susan Pollock, Institut für Vorderasiatische Archäologie der Freien Universität Berlin

6. Februar 2018
Identität und Erbe: eine kritische Historisierung des Gesamtkonzeptes von Kulturerbe-basierten Identitätskonstruktionen
Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper, Jochen Samuel Kibel MA, Institut für Stadt- und Regionalplanung der Technischen Universität Berlin

13. Februar 2018
Eine kurze Geschichte des Identitätsbegriffs
Prof. i. R. Dr. Dr. h.c. Aleida Assmann, Fachbereich Literaturwissenschaft | Anglistik der Universität Konstanz

Zeit & Ort

24.10.2017 - 13.02.2018


Dienstags, vom 24. Oktober 2017 bis zum 13. Februar 2017, jeweils von 18.15 bis 20.00 Uhr;
Topoi-Haus Dahlem, Hittorfstraße 18, Vortragssaal, 14195 Berlin